Bücher,  Rezensionen

Bücher | Zuletzt gelesen – Von Briefromanen und fremden Welten

Bei kaltem, dunklem Herbstwetter lässt es sich doch gleich viel besser lesen, oder nicht? Im November 2018 habe ich insgesamt neun Bücher gelesen, darunter (für mich recht ungewöhnlich) ein moderner Briefroman, vier Bücher aus dem Bereich Phantastik und ganze vier Sachbücher (die ich hier allerdings nicht vorstelle). Die Mischung war diesmal also ziemlich ausgewogen, was auch ein Grund sein könnte, wieso ich so viele Bücher geschafft habe. Aber wie haben mir die einzelnen Titel überhaupt gefallen? Oder waren auch nicht ganz so gute Werke dabei?

Briefroman

Der Briefroman war im 18. Jahrhundert eine gängige und angesagte Form der Erzählung, in der heutigen Zeit wird diese Darstellungsweise allerdings nur noch selten verwendet. Briefromane habe ich deshalb vor allem im Rahmen meines Studiums und nicht privat gelesen. Umso erfreuter war ich, dass Harper Collins einen modernen Briefroman auf den Markt gebracht hat, der dennoch in unserer Zeit spielt.

“Das Versprechen, dich zu finden” von Anne Youngson

NEU! [Rezensionsexemplar] erschienen bei Harper Collins

Der Leser taucht unvorbereitet ein in die Leben von Tina und Anders. Beide sind Anfang sechzig, Tina lebt in Großbritannien auf dem Land und führt mit ihrem Mann eine mehr oder weniger lustlose Ehe und einen Landwirtschaftshof, Anders ist Kurator in einem archäologischen Museum in Dänemark und hat ein recht schwieriges Verhältnis zu seiner Familie. Beide haben vor kurzem einen wichtigen Menschen in ihrem Leben verloren und wissen nicht so recht, wohin mit ihrer Trauer. Aus einem Brief, der eigentlich gar nicht an Anders gerichtet war, entspinnt sich nach einer anfänglich distanzierten Korrespondenz eine enge Brieffreundschaft, die beiden den nötigen Halt in einer schweren Zeit gibt. Nach und nach lernt der Leser gemeinsam mit den beiden Briefeschreibern das Leben des jeweils anderen genauer kennen.

Für alle, die sich auf eine emotionale, nicht immer stringente und dennoch sehr stimmige Erzählung in Briefform einlassen wollen, ist „Das Versprechen, dich zu finden“ eine besondere Empfehlung wert.

Zur vollständigen Rezension geht es hier entlang!

Fantasy

Im Bereich Fantasy habe ich im November ein paar neuartige Formate gelesen: das neue Buch- bzw. Serienkonzept „Doors“ von Markus Heitz, in dem der Leser sich gezielt für eine „Tür“ und damit eine Geschichte entscheidet. Außerdem das neueste Werk von Katharina Seck aus dem Drachenmond Verlag, ein selbstverlegtes Kinderbuch über einen jungen Drachen und einen fantastisch-dystopischen Sammelband, der die Handlung in sogenannte Sequenzen verpackt.

“Doors! Der Beginn” von Markus Heitz

NEU! erschienen bei Knaur

Eine Pilotfolge und die Qual der Wahl: in Markus Heitz neuer Buchreihe hat der Leser am Ende der einleitenden Story die Möglichkeit zwischen drei Türen und damit drei verschiedenen Geschichten zu wählen, 2019 folgen weitere „Türen“, die man lesend oder hörend durchschreiten kann. Ich habe bisher nur „Doors! Der Beginn“, also die ersten knapp 80 Seiten der Reihe gelesen. Eine Gruppe von Fachleuten mit sehr unterschiedlichen Fähigkeiten – darunter ein Soldat, ein Wissenschaftler und ein Medium – werden beauftragt, die verschwundene Tochter des Millionärs Walter van Dam in einem Höhlensystem zu finden, welches sich unter der Villa der Van Dams befindet. Dort stößt die ungleiche Truppe auf einen Raum mit Türen. Der Leser wird zu einer Entscheidung aufgefordert und muss eine der Türen und somit eines der Folgebücher wählen. „Der Beginn“ ist so gesehen also nur der Prolog und in gedruckter Form in allen Bänden enthalten.

Das Konzept an sich ist neu, spannend und gut durchdacht. Es verbindet den klassischen Roman mit dem Prinzip von Spielbüchern und der Erzählweise von interaktiven Videoproduktionen. Ähnlich wie im Film „Bandersnatch“ auf Netflix kann der Leser durch die Wahl einer Tür die Handlung in eine Richtung bzw. in ein neues Setting lenken. Allerdings konnten die ersten Seiten mich nicht ausreichend überzeugen, um direkt zu den Folgebänden zu greifen. Wenn „Staffel 2“ 2019 mit weiteren Büchern erscheint, bekommen die „Doors“ aber sicherlich noch einmal eine Chance.

“Adriana zwischen den Welten” von Katharina Seck

NEU! [Rezensionsexemplar] erschienen im Drachenmond Verlag

Die Autorin von „Tochter des dunklen Waldes“ hat im Dezember 2018 ihr neues Buch auf den Markt gebracht, ich durfte es schon vor Veröffentlichung lesen und in die Welt von Adriana eintauchen: Schleierwesen streifen durch die Zwischenwelt. Sie sind unsterblich, gehören weder in die Welt der Lebenden noch in das Reich der Toten. Seitdem das normale Leben der jungen Adriana durch die Sichtung eines Geisterwesens jäh ein Ende fand und sie eine folgenschwere Entscheidung treffen musste, lebt sie als Viator Nebulae – eine Nebelwanderin – zwischen den Welten. Jahrhundertelang erträgt sie die Qualen ihres schemenhaften Daseins und kämpft gegen eine dunkle Gier an, der viele andere Schleierwesen schon nach kurzer Zeit erliegen. Das Licht, an das sie sich klammert ist ihre Liebe zu Nathan, dem sie vor hunderten Jahren zur Ehe versprochen war…

Düstere Fantasy mit romantischen Elementen, die der Story einen tragischen Anklang verleihen – echte Empfehlung!

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“Fionrirs Reise geht weiter” von Andreas Arnold

NEU! [Rezensionsexemplar] erschienen im Reimheim Verlag

Wie der Zusatz „geht weiter“ im Titel schon vermuten lässt, handelt es sich hier um den zweiten Band einer Reihe rund um den jungen Drachen Fionrir. Da die Handlung in sich geschlossen ist, lässt sich die Geschichte aber auch ohne Kenntnis des ersten Buches lesen und verstehen. Fionrir ist ein Drache, der mit der Menschen-Prinzessin Quirina befreundet ist (das erste gemeinsame Abenteuer erleben sie in Band 1) und diese anlässlich ihres bevorstehenden Geburtstages besuchen möchte. Eine Gruppe von Drachenjägern macht dem kleinen Drachen und seinen Freunden auf ihrer Reise allerdings vorerst einen Strich durch die Rechnung…

Die Geschichte ist für Kinder zwischen acht und zehn Jahren geeignet und lässt sich dank der Kapitellänge und Illustrationen sicherlich auch sehr gut vorlesen. Für Erwachsene hingegen ist Fionrirs Reise möglicherweise ein klein wenig zu „unaufgeregt“, denn es passiert auf den knapp 300 Seiten eigentlich recht wenig. Zudem wird für meinen Geschmack zu oft der moralisierende Zeigefinger erhoben, was es eher zu einer „Geschicht von der Moral“ denn zu einer „Moral von der Geschicht“ macht. Auch die Antagonisten bleiben im Vergleich zu den sehr reflektierten „guten“ Personen sehr stereotyp und blass.

Alles in allem ist „Fionrirs Reise geht weiter“ aber ein schönes Kinderbuch, dass Fans von Tonke Dragt und Cornelia Funke (z.B. Igraine Ohnefurcht) gut gefallen könnte.

“Das Königreich der Träume: Die Brücke der Schlafenden” von I.Reen Bow – in 3 Sequenzen

NEU! [Rezensionsexemplare] erschienen bei Greenlight Press

Eine schlafende Prinzessin, Träume die Realität werden und ein Mädchen, das sich nicht mehr an seine Vergangenheit erinnern kann: In drei Kurzgeschichten mit einem Umfang von je rund 100 Seiten lernen wir die „Träumerin“ kennen, ein junges Mädchen und gleichzeitig weltberühmte Attraktion. Die Träumerin vermag es, ihre Träume in die Realität zu holen und stellt damit die Haupteinnahmequelle eines ganzen Freizeitparks dar, der es Besuchern ermöglicht, im wahrsten Sinne des Wortes eine Traumwelt zu betreten. Was anfangs noch recht romantisch klingt und nahezu grenzenlosen Spaß verspricht, wandelt sich jedoch schnell zu einem Alptraum. Statt bunter Fantasiegestalten streifen plötzlich grauenhafte Kreaturen durch das Königreich und die Besucher werden aus Sicherheitsgründen evakuiert.

Wer sich mit einer neuartigen (und wirklich innovativen) Mischung aus Disneyland, Fantasy und Dystopie anfreunden kann und dabei gerne über eine einfache Sprache hinwegsieht, ist mit dem Sammelband „Die Brücke der Schlafenden“ gut bedient, denn I.Reen Bow schreibt für das Kopfkino.

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