Kinderbücher | Die Geister der Pandora Pickwick – Christina Wolff (ab 10 J.)
Rezensionsexemplar // Wer hat nicht als Kind davon geträumt, die Sommerferien in einer alten Buchhandlung oder einem Antiquariat zu verbringen? Für Fanny ist das die Realität, denn sie soll über die Ferien im Londoner Antiquitätenladen ihrer Tante Harriet Pickwick aushelfen, während ihre Adoptiv-Eltern auf Geschäftsreise sind. Sie putzt, sortiert und stöbert dabei durch den alten Laden voller Kuriositäten. Doch irgendwie verhält ihre Tante sich komisch, nachts sind seltsame Geräusche zu hören und eine Truhe, die Fanny voller Elan von Staub befreit und blitzeblank geputzt hat, staubt wie von Geisterhand über Nacht wieder zu. Moment mal! Geisterhand? Gibt es im „Pickwick’s Antiques“ etwa Geister?
Ohne zu viel zu verraten, lautet die Antwort: ja! Es gibt Geister und die können freundlich & frech, aber auch hinterhältig und ein wenig gruselig sein. Die perfekte Mischung also für ein fantastisches Abenteuer! Dabei steht Fanny dann nicht nur vor der Frage, was es eigentlich mit dem Spuk im Antiquariat auf sich hat, sondern will unbedingt auch das Rätsel um ihre leiblichen Eltern lösen.
Spukiges London
Beides ist so spannend miteinander verwoben, dass das Kinderbuch ein echter Pageturner ist und ich bis zum Schluss tatsächlich keine Ahnung hatte, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird. Während die großen Rätselfragen für die Spannung sorgen, schaffen es die wundervollen Beschreibungen, ein spukiges Bild von London und der Portobello-Road, in der sich das Antiquariat befindet, zu zeichnen.
Fanny ist ein Mädchen, dass stellvertretend für alle wissbegierigen und aufgeschlossenen Kinder steht, die sich wünschen, die Erwachsenen würden nicht um alles so ein großes Geheimnis machen. So kommt es dann auch, dass die ganze Geschichte nur ihren Lauf nimmt, weil Fanny nicht wissen soll, wer ihre „richtigen“ Eltern sind und Tante Harriet ihr zunächst nicht verraten will, was hinter den seltsamen Vorkommnissen im „Pickwick’s Antiques“ steckt. Wenn die Erwachsenen schweigen, muss das Kind es eben selbst herausfinden.
Von Geistern & Menschen
Die Figuren (egal ob Mensch oder Geist) sind liebevoll ausgestaltet und bekommen auf dem Vorsatzpapier sogar eine eigene illustrierte Galerie. Zu Anfang hatte ich etwas Angst, dass die Dynamik der Figuren untereinander zu klischeehaft werden könnte und die fast schon obligatorische Jugendlovestory in das Kinderbuch eingeflochten wird. Dies ist jedoch glücklicherweise nicht der Fall, denn in „Die Geister der Pandora Pickwick“ stehen andere Dinge im Mittelpunkt: Mut, Freundschaft, Neugier, eine Portion Grusel und der Kinderwunsch, von Erwachsenen nicht wie ein rohes Ei behandelt zu werden.
Während der gesamten Erzählung wird es immer wieder ein wenig gruselig, allerdings auf eine absolut altersgerechte Art und Weise. Spannende Szenen mit schneller Handlung wechseln sich mit nachdenklichen Passagen, die wirklich gut in die Gedankenwelt eines Kindes eintauchen, und lustigen Episoden voller kreativer Einfälle ab. Die Fantasie wird dabei von mehreren doppelseitigen Illustrationen unterstützt, die verspielt und detailverliebt einen Blick in die Welt des geisterhaften London eröffnen.
Das Ende ist „halboffen“, es lässt Raum für eine Weiterführung der Geschichte, erfordert aber nicht zwingend einen zweiten Band. Mit ein wenig Einsatz der eigenen Fantasie kann man sich auch schön selbst den weiteren Verlauf ausdenken und überlegen, was wohl nach der letzten Seite passieren könnte.
Die Geschichte ist zum Selbstlesen ab 10 Jahre oder zum Vorlesen für jüngere Kinder geeignet. Allerdings sollte man gegebenenfalls Themen wie Krankheit, Tod und Geister mit den Kindern besprechen.
Buchdaten
Wolff, Christina (2021): Die Geister der Pandora Pickwick. Hummelburg Verlag, 256 Seiten, Hardcover
Ich habe dieses Exemplar vom Hummelburg Verlag (Ravensburger) als Rezensionsexemplar erhalten. Vielen Dank dafür! Die Buchdaten sind der Verlagshomepage entnommen.