Literatur | Fantasywelten – Genres & Subgenres in der Fantasy (2)
Fantasy ist nicht nur fantastisch, sondern auch sehr vielfältig. Im ersten Teil dieser kleinen Reihe (hier entlang!) haben wir bereits gelernt, dass Phantastik nicht gleich Fantasy ist (umgekehrt aber schon!), wie sich die Fantasy-Literatur entwickelt hat und dass es eine Menge Subgenres gibt. Drei davon, nämlich Dark, Grimdark und High Fantasy haben wir im letzten Kapitel auch bereits etwas näher kennengelernt. In diesem zweiten Teil geht es jetzt noch ein wenig weiter in die Untiefen der Fantasy und wir schauen uns Historische Fantasy, Romantasy sowie Portal-, Portal-, Tier-, Urban- und Völker-Fantasy an. Denn ja, auch da gibt es kleine aber feine Unterschiede!
Historische Fantasy
Kurzgesagt: wenn die Französische Revolution von Kobolden organisiert wurde, dann ist es höchstwahrscheinlich historische Fantasy.
Oder eine krasse Verschwörungstheorie. Heute weiß man das ja nicht mehr so genau. Bei historischer Fantasy gibt es drei grobe Strömungen, anhand derer man sie leicht identifizieren kann:
1. es hat irgendwas mit keltischen oder romanischen Mythen zu tun (z.B. „Die Nebel von Avalon“ von Marion Zimmer Bradley oder „Flamme und Harfe“ von Ruth Nestvold),
2. historische Ereignisse oder historische Persönlichkeiten werden mit übernatürlichen, phantastischen Elementen versehen (z.B. „Die Chronik der Unsterblichen“ von Wolfgang Hohlbein oder „Das Buch von Eden“ von Kai Meyer),
3. die Geschichte setzt an einem Punkt in der Geschichte an und präsentiert einen alternativen historischen Verlauf (z.B. das als Serie verfilmte Werk „The Man in the High Castle“ von Philip K. Dick).
Portal Fantasy oder Zwei-Welten-Fantasy
Kurzgesagt: das Buch, in dem Alice in ein Loch fällt, woanders herauskommt und zu viele Drogen konsumiert, ist Portal Fantasy. Weil sie ein Portal benutzt. Ganz einfach.
Das Portal muss dabei kein Loch im Boden sein, es kann sich auch um eine Tür, einen Torbogen, einen Fluss, eine Steinanordnung, einen Wirbelsturm, einen Kleiderschrank oder ein Buch handeln. Hauptsache die Figuren wechseln von einer Welt in eine andere. Im Deutschen ist daher auch der Begriff „Zwei-Welten-Fantasy“ sehr beliebt. Beispiele sind hier: „Die Chroniken von Narnia“ von C.S. Lewis, „Alice im Wunderland“ von Lewis Carroll, „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende oder etwas moderner „Stravaganza. Stadt der Masken“ und „Der Mitternachtsladen“ von Tanja Karmann.
Romantasy oder Romantic Fantasy
Kurzgesagt: wenn der Vampir aus der Dark Fantasy plötzlich auch noch sexy ist.
Der Mittelpunkt von Romantasy-Erzählungen ist, wie der Name unschwer erkennen lässt, eine romantische Beziehung. Gerne auch im Dreieck, Viereck oder zwischen Angehörigen unterschiedlicher Völker. Und genau diese Liebesgeschichte ist oft auch der Auslöser für den zentralen Konflikt. Je nach Präferenz der Leserschaft steht die Liebelei mal mehr, mal weniger im Vordergrund. Fantastisch geht es aber immer zu. Beispiele: „Obsidian“ von Jennifer L. Armentrout oder „Das Reich der Sieben Höfe“ von Sarah J. Maas. Da die Geschichten meist von Frauen für Frauen geschrieben werden, ist der Ton eine Mischung aus Chick-Lit und klassischer High Fantasy. Im Genremix besonders beliebt ist außerdem die Kombination von Romantasy und Dark Fantasy (siehe „Twilight“).
Tierfantasy
Kurzgesagt: ein Tier schlüpft in die Rolle des Helden und löst eine Quest.
Dass Tiere in Büchern eine besondere Rolle spielen, war schon immer so. Sei es in klassischen Tierfabeln, Märchen, in Kinderbüchern wie „Winnie Puuh“ oder wenn der Hauptcharakter von einem tierischen Freund begleitet wird („Der goldene Kompass“, „Sabrina“ etc.). In der Tierfantasy ist aber das Tier kein kindlich-niedlicher Charakter oder reiner Sidekick, sondern Protagonist. Wie in Fabeln vermittelt die Tierfantasy menschliche Werte mittels eines tierischen Charakters. Beispiele: „Warrior Cats“ von Erin Hunter, „Legenden der Wächter“ von Cathryn Lasky oder „Fox Craft“ von Inbali Iserles (die mittlerweile übrigens auch Teil des Erin-Hunter-Autorinnenkollektivs ist).
Urban Fantasy
Kurzgesagt: dein Nachbar könnte möglicherweise ein Elb sein.
Auch in unserer Realität kann es „zwei Welten“ geben, nur dass sie eben nicht (zwangsläufig) durch ein Portal getrennt sein müssen, sondern nebeneinander existieren können. Die nicht-menschlichen Wesen leben dabei oft abseits der Gesellschaft, versteckt im Untergrund. Dementsprechend häufig spielt Urban Fantasy in Großstädten und eben nicht auf dem Land. Ebenfalls beliebte Motive der Urban Fantasy sind Schulen (z.B. „Hogwarts“), an denen Menschen oder Wesen plötzlich in Kontakt mit einer magischen Parallelgesellschaft treten oder ein griesgrämiger Ermittler, der in übernatürlichen Kriminalfällen ermittelt und so die unwissende Menschheit vor einem Unheil schützt, dessen sie sich nicht bewusst ist. Beispiele: „Harry Potter“ von J.K. Rowling, „Wächter der Nacht“ von Sergej Lukianenko und „Die Flüsse von London“ von Ben Aaronovitch.
Völker-Fantasy
Kurzgesagt: magische Minderheiten bekommen endlich ihre eigenen Bücher!
Völker Fantasy zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass ein Volk im Mittelpunkt der Handlung steht. Los ging es mit dem Trend kurz nach dem Kinostart von „Der Herr der Ringe – Die Gefährten“. Elfen, Zwerge, Trolle und Orks erfreuten sich plötzlich großer Beliebtheit, die Leser wollten mehr und so bekamen die Minderheiten der High Fantasy ihr eigenes Subgenre. Beispiele: „Die Orks“ von Stan Nicholls, „Die Zwerge“ von Markus Heitz, „Die Elfen“ von Bernhard Hennen. Und mit dem aufkeimenden Hype von Werwölfen, Feen und Zombies folgten außerdem: „Die Werwölfe“ von Christoph Hardebusch, „Die Zombies“ von Thomas Plischke und „Die Feen“ von Maike Hallmann. Selten so einen Einfallsreichtum bei der Titelauswahl gesehen… Die meisten Werke der Völker Fantasy lassen sich zudem auch der High Fantasy zuordnen.
Crossover, Überschneidungen, Gemeinsamkeiten
Bei all den genannten Subgrenes der Fantasy gibt es natürlich zig Überschneidungen und kaum ein Werk lässt sich eindeutig bestimmen. Im Zweifel kann man aber danach gehen, welcher Aspekt in der Geschichte der dominanteste ist oder was sich (aus Verlagssicht) aktuell am besten vermarkten lässt. So oder so: die Vielfalt ist beachtlich und dank vieler spezieller Themen und Nischen sollte für jede/n das passende Fantasy-Werk dabei sein!
Zum ersten Teil: https://geeksantiques.de/literatur-fantasywelten-genres-subgenres-in-der-fantasy-1/
Alle Bücher im Überblick
Ich habe versucht, alle genannten Bücher aus dem Artikel in einer (möglichst vollständigen) Liste zu sammeln! Falls euch noch ein Buch fehlt und ihr der Meinung seid, dass es unbedingt auf die Liste der Genre-Klassiker der Fantasy sollte, sagt Bescheid, dann ergänze ich die Sammlung.
Zur Liste bei Circl: https://circl.link/ref/aNRmF *
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