Bücher,  Rezensionen

Bücher | Zuletzt gelesen – Fünf Bücher für zwischendurch

Irgendwie ist der Sommer nicht meine Lese-Zeit: draußen ist es zu warm, die Sonne blendet beim Lesen und abends kann man in der Wohnung das Licht nicht anmachen und gleichzeitig durchlüften. Schlechte Zeiten also für die Bücher. Denn so habe ich im Juli fast ausschließlich unterwegs gelesen und „nur“ fünf Titel geschafft. Von denen haben mich zwei sehr enttäuscht, die anderen drei hingegen positiv überrascht. Warum das so war? Das erfahrt ihr im folgenden Beitrag.

Die Bösesten der Bösen
Wer liebt sie nicht, die Bösen, die Undurchschaubaren, die Strippenzieher im Hintergrund? Sie verpassen jedem Werk die nötige Würze und geben dem Leben der Helden erst einen Sinn! Was wäre Tolkiens „Der Herr der Ringe“ ohne Sauron und seine dunklen Heerscharen? Ein nettes Kaffeekränzchen im Auenland und ein friedliches Nebeneinander der Völker Mittelerdes? Langweilig!

Das Buch der Schurken von Martin Thomas Pesl
[Rezensionsexemplar] erschienen bei btb

Martin Thomas Pesl versammelt auf 256 Seiten die „100 genialsten Bösewichte der Weltliteratur“. Das Büchlein ist kurzweilig geschrieben, lehrreich und amüsant. Das kleine Nachschlagewerk ist in zwölf Kategorien unterteilt, in denen sich die Antagonisten in ihrer Bosheit den Rang ablaufen: Egoschweine und verrückte Wissenschaftler mit Hang zum Wahnsinn treffen auf Psychopathen, Despoten und etwas fragwürdige Erziehungsberechtigte. Neben den klassischen Bösewichten begegnen uns auch unbekannte, aber nicht weniger fiese literarische Schurken und Schurkinnen.

Das Buch ist amüsant, kurzweilig und lässt sich schnell mal zwischendurch lesen. Top!
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Bücher, die unter die Haut gehen
…und doch nicht unterschiedlicher sein könnten.

Der Kult von Marlon James
[Testlese-Exemplar] erschienen bei Heyne Hardcore

Wir befinden uns in einem fiktiven karibischen Dorf namens Gibbeah, Ende der 1950er Jahre. Es herrscht monotone Stille, die Bewohner gehen ihrem täglichen Trott nach und jeder trägt seine dunkelsten Geheimnisse (mal mehr, mal weniger) unbemerkt mit sich. Doch die zarte Blase des falschen Friedens zerplatzt, als ein Geier durch das Fenster der örtlichen Kirche kracht und die Besucher der Morgenmesse im wahrsten Sinne des Wortes wachrüttelt. Das Buch hat mich positiv überrascht, jedoch kann ich aufgrund der recht harten und gewöhnungsbedürftigen Sprache keine uneingeschränkte Leseempfehlung erteilen. Wer Grausamkeiten á la Stephen King (insbesondere sein Werk „Die Arena“) und die gewaltlastige Bildsprache von Quentin Tarantino mag, wird dieses Buch zu schätzen wissen.
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Nichts, um sein Haupt zu betten von Françoise Frenkel
[Rezensionsexemplar] erschienen bei btb

Eine jüdische Buchhändlerin flieht 1939 aus Berlin über Frankreich in die Schweiz. Mit sich führt sie wenig Gepäck, viele Erinnerungen und die französische Literatur im Herzen. Wir begegnen einer hochgebildeten Frau, die belesen und für damalige Verhältnisse weit gereist ist, die studiert und sich eine eigene Existenz geschaffen hat. Und doch muss sie ihren Lebenstraum mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 aufgeben und fliehen. Ihr Weg führt sie über Paris nach Nizza und Annecy, 1943 dann über die französisch-schweizerische Grenze nach Genf, wo sie mit der Niederschrift des Buches begann.

Leider sind das Buch und ich nicht richtig warm geworden. Trotz der Relevanz des Themas hat die Erzählung viele Mängel und einige Fragen bleiben auch am Ende noch offen. Die Sprache ist teilweise monoton (was möglicherweise der Übersetzung geschuldet sein mag) und einige Handlungen sind in sich nicht stimmig.
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Selfpublishing done right – oder auch nicht
Das mit dem Selfpublishing ist so eine Sache. Es können wahre Schätze dabei sein oder eher mittelprächtige Bücher, die wie in einer Fließbandproduktion geschrieben und publiziert werden. Beide Fälle durfte ich in diesem Monat erleben und beide Fälle eignen sich gut als Beispiel: einmal dafür, wie es richtig geht und (leider) einmal dafür, wie man es nicht machen sollte.

Die Legende von Enyador von Mira Valentin
(selfpublished)

Das Land Enyador: Wir betreten eine Welt voller Drachen mit undurchdringbaren Panzern, Dämonen mit tödlichem Blick und Elben, die nicht fähig sind zu lieben. Seit Jahrhunderten kämpfen sie einen erbitterten Kampf um die Macht. Einzig die menschliche Rasse wurde unterworfen. Der Waisenjunge Tristan wird von Elbenkriegern aus seinem Dorf geholt und soll in einem Lager für den bevorstehenden Krieg trainiert und als Fußsoldat im Feld gegen die Drachen eingesetzt werden. Doch weder Tristan noch seine Ziehgeschwister lassen sich für die Ziele der Elben missbrauchen und holen damit eine in Vergessenheit geratene Prophezeiung auf den Plan… Aus der Sicht von fünf Charakteren wird eine fantastische Geschichte erzählt, die hier und da Elemente von Tolkiens „Herr der Ringe“ aufgreift (welche moderne Fantasy-Story tut das nicht in gewissem Maße?) und sie auf eine neuartige Weise mit einer spannenden Legende verknüpft. Das World Building ist gelungen, die Charaktere glaubhaft und die Verflechtung und Zusammenführung der einzelnen Erzählstränge grandios geglückt.

Das Buch stand schon länger auf meiner Leseliste (siehe Artikel „Longlist-Favoriten für den DPP“), im vergangenen Monat konnte ich es dann endlich zumindest als eBook lesen. Da es mir aber so gut gefallen hat, werde ich mir vermutlich in nächster Zeit die Printversion zulegen – zusammen mit den Folgebänden, denn „Die Legende von Enyador“ ist der erste von drei Teilen. Für mich ein absolutes Highlight und der Titel wird es sicher auf die Liste meiner Jahresfavoriten schaffen.

Die 11 Gezeichneten – das dritte Buch der Sterne von Rose Snow
(selfpublished)

An dieser Stelle möchte ich für alle, die Band 1 und 2 noch nicht gelesen haben, nichts von der Handlung vorwegnehmen und deshalb nicht allzu viel über den Inhalt sagen. Nur so viel: wir kehren zurück an die Westside University und sehen uns gemeinsam mit der Protagonistin Stella vor eine nahezu unlösbare Aufgabe gestellt, von der die Zukunft der Erde (zumindest aber des Großraums New York) abhängt. Klingt übertrieben und das ist es leider auch. Nachdem ich im Juni die ersten beiden Bände der Reihe nahezu verschlungen hatte und besonders im „Ersten Buch der Sterne“ von der Grundidee und der Geschichte sehr angetan war, hat mich der dritte Band dermaßen enttäuscht, dass ich ihn fast nicht zu Ende gelesen hätte. Leider wird hier das enorme Potenzial der in den ersten beiden Teilen eingeführten Magie nicht voll genutzt. Ich hätte mir deutlich mehr von der fantastischen Welt gewünscht, die so erfrischend anders ist, als alles, was man aus der modernen Fantasy-Schiene sonst so kennt. Aber leider rücken die persönlichen Differenzen und/oder Liebesbeziehungen der Figuren auf unangenehme Weise in den Vordergrund. Die Storyline und das anfangs gelungene World Building wurden meiner Meinung nach nicht zu Ende gedacht und dem Romance-Anteil und der möglichst schnellen Veröffentlichung der Reihe geopfert, was wirklich schade ist.

© geek’s Antiques by Lilli
lilli (at) geeksantiques.de
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