Bücher,  Rezensionen

Bücher | Zuletzt gelesen – Eine Reise durch die Welt der Märchen

Ohne Phantastik geht es nicht: Fantasy ist und bleibt mein liebstes Genre und auch wenn ich regelmäßig versuche, aus anderen Bereichen etwas zu lesen, lande ich am Ende wieder bei fantastischen Romanen. So auch im vergangenen Monat – obwohl hier drei der vier Titel eher in den (für mich untypischen) Romantasy-Bereich rutschen. Aber lest selbst!

Zurück nach Zamonien
Wer „Die Stadt der Träumenden Bücher“ von Walter Moers gelesen hat, kennt sicherlich den sehnsuchtsvollen Wunsch einer Rückkehr nach Buchhaim. Im vierten Band der Zamonien-Reihe nimmt Walter Moers uns endlich wieder mit in die schönste Stadt der zamonischen Welt. Und in das Labyrinth „wo alte Bücher Träume träumen, von Zeiten als sie Bäume waren“. Jedenfalls ein bisschen.

Das Labyrinth der Träumenden Bücher von Walter Moers
erschienen bei btb

Seit Hildegunst von Mythenmetz‘ letztem Besuch in Buchhaim sind nun 200 Jahre vergangen; für den Leser ist es glücklicherweise nicht ganz so lange her. Mythenmetz durchlebt eine Sinnkrise und macht sich zur Selbstfindung erneut auf den Weg in die Bücherstadt. Doch das Stadtbild hat sich in den beiden letzten Jahrhunderten stark verändert, womit der gewohnheitsliebende Lindwurm anfangs nicht besonders gut umgehen kann. Auch dem Leser fällt der Einstieg zunächst schwer, aber sobald bekannte Gesichter wie das des Eydeeten Hachmed Ben Kibitzer und der Schreckse Inazea Anazazi auftauchen, ist man wieder ganz in der Geschichte angekommen. Bis man erneut den Boden unter den Füßen weggerissen bekommt. Denn die Erzählung endet nach einigen Umwegen sehr plötzlich mit einem fiesen Cliffhanger. Da Moers stets als Übersetzer der Werke auftritt, sei dies (so die Anmerkung am Schluss) der Übersetzung geschuldet. Der Folgeband soll den Titel „Das Schloss der Träumenden Bücher“ tragen, Erscheinungstermin unbekannt.

Die Magie der Sterne
Unter dem Pseudonym „Rose Snow“ schreiben die Autorinnen Carmen und Ulli zusammen Bücher – und das über die Distanz Hamburg-Wien hinweg. Dass ihnen das trotzdem ganz gut gelingt, zeigen sie in fast 40 gemeinsamen Büchern. Eine der Romantasy-Reihen ist die Trilogie über die “11 Gezeichneten“, aus der ich im Juni Band 1 und 2 gelesen habe.

Die 11 Gezeichneten – Das erste Buch der Sterne von Rose Snow
(selfpublished)

Im „ersten Buch der Sterne“ lernen wir die Zwillinge Stella und Castor kennen. Die beiden befinden sich kurz vor dem Eintritt ins Studium und nehmen in Begleitung ihrer Eltern an der Aufnahmeprüfung der Westside University teil. Und mit dem Tag der Prüfung ändert sich alles. Stella erfährt, wieso sie sich schon als Kind so sehr mit den Sternen verbunden gefühlt hat und Castor sieht sich erstmals in seinem Leben von seiner „kleinen“ Schwester getrennt. Band 1 entführt den Leser in eine magische Welt, in der nichts ist, wie es scheint. Obwohl mir die magische Komponente sehr gut gefallen hat und ich die Story nicht, wie von vielen anderen Rezensenten bemängelt, ausgelutscht und langweilig finde, hätte ich doch gut auf den romantischen Teil verzichten können. Das Buch bleibt dennoch bis zum Ende spannend und hat bei mir direkt die Lust auf Band 2 geweckt, den ich auch sofort im Anschluss gelesen habe.

Die 11 Gezeichneten – Das zweite Buch der Sterne von Rose Snow
(selfpublished)

Um nichts von der Handlung vorweg zu nehmen, gehe ich an dieser Stelle nicht weiter auf den Inhalt ein. Allerdings lässt sich auch ohne massive Spoiler sagen, dass die Geschichte an der Westside University anfangs genauso spannend weitergeht, wie sie im ersten Band geendet hat. Die Magie wächst mit der Geschichte und ihren Protagonisten. Allerdings fällt ab der Hälfte des Buches die Qualität rasant ab und die Story wirkt festgefahren. Einzelne Szenen wiederholen sich häufiger in leicht abgewandelter Form, die bereits im ersten Band eingeführte problematisch-romantische Dreiecksbeziehung erreicht ihren (nervigen) Höhepunkt und vom Zauber des ersten Bandes ist nicht mehr viel zu spüren. In der Hoffnung, dass das dritte und letzte Buch den Spannungsbogen aus Band 1 wieder aufnimmt, werde ich diesen wohl im Folgemonat lesen.
Alle, die Harry Potter mochten, vielleicht auch die Fillory-Bücher kennen und nichts gegen eine ordentliche Portion Romantik à la Kerstin Gier haben, sind bei dieser Reihe dennoch gut aufgehoben.

Urban Literature meets Märchen
Nina MacKay, Autorin von Jugendbüchern wie „Plötzlich Banshee“, „Dämonentage“ und „Teenie Voodoo Queen“, ist Teil eines großen Autoren-Netzwerks und wie viele Jungautoren aus dem YA-Bereich in der Bookstagram-Community sehr aktiv. Dementsprechend populär sind ihre Titel bei der jüngeren Leserschaft, die ihre eigene urbane, digitale Lebenswelt in den Büchern wiederfindet. Zu Recht!

Rotkäppchen und der Hipster-Wolf von Nina MacKay
erschienen im Drachenmondverlag

Das Buch habe ich beim Stand des Drachenmondverlag auf der Phantastika entdeckt und war sofort überzeugt von der Idee: Märchenwald, Neverland, das Morgenland und die seltsame Welt von Alice im Wunderland – gepaart mit bloggenden Social-Media-Prinzessinnen, Smartphones, Tinder und einem Hirse-Hipster. Klingt vielversprechend und ist es auch. Zumindest die Grundidee an sich: die Märchenprinzen (und somit auch die Happy Ends) wurden gestohlen. Rotkäppchen, Cinderella, Rapunzel und Co. begeben sich auf eine beschwerliche Suche. Dabei treffen sie auf altbekannte Märchencharaktere und neue Figuren wie den Hipster-Wolf. erschlagen einige Hexen und gehen ansonsten auch nicht allzu zimperlich mit ihrem Gegenüber um.
Leider verliert sich der anfängliche Charme im Laufe der Geschichte etwas, Schneewittchen geht dem Leser mit ihrem Selfiestick gehörig auf die Nerven und das erhoffte Happy End bekommen wir auch nicht! Es gibt nämlich schlichtweg kein richtiges Ende. Die Story wird in mehreren Folgebänden fortgesetzt: Band 2 trägt den Titel „Aschenputtel und die Erbsen-Phobie“, Band 3 ist in Arbeit und erscheint im Dezember 2018 als „Rapunzel und die Genmais-Verschwörung“. Für jüngere Leser, die Fantasy mögen, aber in Romanen auch nicht ganz auf ihre moderne Welt verzichten möchten, ist dieses Buch bestens geeignet. Für alle anderen gilt: es lässt sich schnell weglesen, ist witzig geschrieben und man kann sich über die grandiose Grundidee freuen.

Die gezeigten Coverbilder sind der jeweiligen Verlagshomepage entnommen.

© geek’s Antiques by Lilli
lilli (at) geeksantiques.de
geeksantiques.de

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