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MuseoloGeek | Apokalypse Münsterland: Die Museen & die Digitalisierung

Das Münsterland hat ein SOS aus der Zukunft erhalten. Die Menschen haben den Bezug zu ihrer Kultur verloren und die kulturelle Vielfalt wird durch monotonen Datenkonsum via Handy, Tablet und Smart-TV bedroht. Die Jetztzeit soll ein digitales Kulturpaket in die Zukunft senden, das zeigt, was den Menschen heute wichtig ist: Kunst, Literatur, Artefakte, aber auch Ideen, Konzepte und geistige Schätze. In 28 kulturellen Einrichtungen im Münsterland wählten die Besucher ihre wichtigsten Kulturgüter, die in einer digitalen und mobilen Wanderausstellung im Sommer 2019 durch die Region touren sollen. Mittels VR-Brillen können die Besucher sich dort in einer virtuellen Realität ein genaueres Bild der einzelnen Kulturgüter machen. Doch wie funktioniert die Digitalisierung von Kultur? Ein Ausblick am Beispiel der Apokalypse Münsterland.

Apokalypse Münsterland – Wer steckt dahinter?

Hinter dem Projekt „Apokalypse Münsterland“ verbergen sich der Münsterland e.V., die 28 teilnehmenden kulturellen Einrichtungen, die Münster School of Architecture (FH Münster), das FabLab des münsterLAND.digital e.V. und die Kommunikationsagentur BOK + Gärtner. Gemeinsam wurde ein neues Konzept für einen modernen und vor allem digitalen Zugang zur Kultur erarbeitet. Der Verein Münsterland e.V. übernimmt dabei die Organisation und Koordination, während Studierende und Wissenschaftler der FH Münster die virtuelle Ausgestaltung und technische Dokumentation liefern. BOK + Gärtner fungiert dabei als fachliche Unterstützung. Gefördert wird das Projekt durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, die LWL-Kulturstiftung, die Commerzbank-Stiftung und das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

Hände und ein Volutenkrater. Grafik: Münsterland e.V.
Darstellung in der virtuellen Realität: Der Volutenkrater aus dem Archäologischen Museum der WWU Münster. Grafik: Münsterland e.V.

Virtuelle Realität meets Museum

Die meisten Museen nutzen bereits heute digitale Technologien zur Ergänzung oder Unterstreichung ihrer Ausstellungsinhalte, sei es in Form von Bildschirmen, interaktiven Elementen oder Roboterführungen. Mit der digitalen und mobilen Version einer Ausstellung betritt das Projekt „Apokalypse Münsterland“ allerdings neues Terrain und holt die Objekte aus dem Museum in eine virtuelle Realität. Nachdem das Münsterland abgestimmt und 28 wichtige Kulturgüter gewählt hatte, wurde ein Container zu einer mobilen Ausstellung umfunktioniert. Diese „Kultur-Arche“ beherbergt 28 Miniaturversionen der Objekte aus dem 3D-Drucker und bietet einen ersten Überblick. Die weitere digitale Inszenierung findet in einer virtuellen Realität statt, die die Besucher mit einer VR-Brille betreten und anschließend darin navigieren können. Der transportable Container schickt die digitalisierten Objekte auf eine Reise durch das Münsterland und bietet so auch weniger museumsinteressierten Menschen einen Zugang zur Kultur. Vor allem jüngere Besucher dürften sich durch die Technologie angezogen fühlen.

Virtuelle Darstellung einer Puppe.  Grafik: Münsterland e.V.
Einblick in die digitale Darstellung der Puppenstube aus dem Puppen- und Spielzeugmuseum Ochtrup.
Grafik: Münsterland e.V.

Museum digital, VR & Co: Ist das die Zukunft?

Mit Beginn des 21. Jahrhunderts geht auch der Beginn des sogenannten „Digitalen Zeitalters“ einher. Zweck der Digitalisierung ist eine digitale Repräsentation, Speicherung und Verarbeitung von Informationen. Digitale Abbilder sollen einen einfachen und allgemeinen Zugang zu diesen Informationen bieten. Die Digitalisierung kann also auch als die moderne Umsetzung des Museumsgedanken „Sammeln, erforschen und bewahren“ gesehen werden. So ist es nicht verwunderlich, dass digitale Konzepte im Kulturbetrieb eine zunehmend wichtigere Rolle spielen. Das Portal www.museum-digital.de bietet bereits seit 2009 eine Plattform für die Digitalisierung von Museumsinhalten. Rund 281.000 Objekte aus Deutschland wurden bereits online verfügbar gemacht. Allerdings handelt es sich bei museum-digital nur um ein Nachschlagewerk mit digitalen Bildern. Die Apokalypse Münsterland schafft hingegen mit der virtuellen Realität eine digitale Erfahrbarkeit von Kulturgütern, die einem tatsächlichen Museumsbesuch näherkommt als das bloße Betrachten eines Online-Katalogs. Die Objekte können (anders als auf Online-Fotos) in einem 3D-Raum erfasst und betrachtet werden.

Wenn das Konzept von Besucherinnen und Besuchern gut angenommen wird, könnte das der Startschuss für eine neue Art der Museumserfahrung werden. Neben Objekten, Fotos, Bildern und Modellen könnte die virtuelle Realität besonders wertvolle Objekte hautnah erlebbar machen und sowohl eine mobile wie auch kompakte Lösung für die Präsentation von Kulturgütern aller Art bieten. Wir dürfen also gespannt sein!

Die Container-Tour startet am 23. August am Hafenplatz in Münster. Grafik: Münsterland e.V.
Die Container-Tour startet am 23. August am Hafenplatz in Münster. Grafik: Münsterland e.V.

Die Container-Tour

Ab dem 23. August gehen die digitalisierten Kulturgüter auf Tour. Und zwar in einem Container durch das Münsterland, sodass jeder an ganz unterschiedlichen Orten die Chance hat, daran teilzunehmen. Das Besondere: In dem futuristischen Container stehen die Museumsstücke nicht hinter Glas, sondern werden mittels VR virtuell und digital zum Leben erweckt.

Wer in Münster einmal in das neue Konzept reinschnuppern möchte, kann dies am Fr, 23. August von 12.00 bis 19.00 Uhr am Hafenplatz, am Sa, 24. August von 10.00 bis 19.00 Uhr in der Stubengasse, am Sa, 07. September von 16.00 bis 24.00 Uhr im Lepramuseum Münster-Kinderhaus (anlässlich der Nacht der Museen) und am Sa, 05. Oktober von 11.00 bis 19.00 Uhr noch einmal am Hafenplatz tun.

Weitere Stationen sind Hörstel-Riesenbeck, Lüdinghausen, Gescher, Havixbeck, Ochtrup, Coesfeld, Schöppingen, Borken, Tecklenburg, Senden, Emsdetten, Steinfurt, Telgte, Oelde und Rheine-Bentlage. Die genauen Tourdaten sind hier zu finden: https://www.muensterland.com/kultur/eigene-projekte/apokalypse-muensterland/

Weiterführende Informationen

Zur Homepage der Apokalypse Münsterland: https://apokalypse-muensterland.de
Zur Homepage von museum-digital: https://www.museum-digital.de/
Zur Homepage des FabLabs: https://fablab-ms.de/
Mehr über die Arbeit mit Digitalisierung und Virtueller Realität an der FH Münster: https://www.fh-muenster.de/smartlab/konzept-smartlab.php

Alle Bilder und Grafiken stammen von Münsterland e.V.

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