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Rezension | Rolf-Bernhard Essig – Da haben wir den Salat!

[Rezensionsexemplar] Guten Tag, Axtstiel! Da haben wir den Salat… Was wie wirres Gebrabbel klingt, hat tatsächlich einen Sinn. Dem geht Rolf-Bernhard Essig in seinem Buch „In 80 Sprichwörtern um die Welt“ auf den Grund. In 80 kurzen Geschichten lernen wir, wieso der König der Xhosa in Südafrika Schwänze verteilt, was die Hochzeit des Maulwurfs mit Stärke zu tun hat und warum man in Bangladesch Affen schmeicheln sollte. Klingt verrückt? Ist es auch! Und irre witzig.

Für Klein und Groß

Auch wenn das Buch auf den ersten Blick klar nach Kinderbuch aussieht (was es auch durchaus ist), können Erwachsene ebenso einen enormen Spaß mit den kurzweiligen Geschichten haben. Die Erzählungen sind in der Regel ein bis zwei Seiten lang und schnell gelesen. Nach Ländern bzw. Völkern und Stämmen sortiert, werden hier unbekannte Sprichwörter aus aller Welt vorgestellt. Am Ende jeder Geschichte finden sich vergleichbare Sprichwörter aus dem Deutschen und kindgerechte Illustrationen, die den charmanten sprachlichen Charakter des Buches liebevoll unterstreichen.

Europa
Auf den ersten Seiten reisen wir quer durch Europa. In Anlehnung an Jules Vernes „In 80 Tagen um die Welt“ starten wir in…? England natürlich! Über Irland, Schottland und Skandinavien geht es in den Osten Europas und anschließend über Griechenland in den Süden.
Das irische Sprichwort vom Fuchs und der Napfschnecke ist neben der schwedischen „Guten Tag, Axtstiel“-Geschichte mein Liebling! Beim Lesen habe ich überlegt, auf welches Ende und vor allem, welches Sprichwort die Geschichte hinauslaufen soll und war dann umso überraschter, als die Pointe folgte. Bei den Tsonga in Süden Mosambiks gibt es ein ähnliches Sprichwort: Eine Ameise tötete einen Elefanten. Mehr möchte ich allerdings nicht verraten, um niemandem den Spaß an der Geschichte zu verderben.

Afrika, Arabien und der Nahe Osten
Im zweiten Teil des Buches stehen die afrikanischen Sprichwörter und ihre Herkunft auf der Agenda. Hier gibt es die größten Unterschiede vor allem zwischen den Stämmen und Stammesgebieten, weniger zwischen den einzelnen Ländern, weshalb die Sprichwörter auch größtenteils nach ersteren sortiert sind. Im weiteren Verlauf geht es außerdem in den Jemen, nach Israel und Palästina.
Die Geschichte, die mir in diesem Abschnitt der Weltreise (und wahrscheinlich im gesamten Buch) am besten gefallen hat, ist die ghanaische Erzählung von den Topfguckern und den Auswanderern. Wie man auf so eine brillant-lustige Weise die Menschheitsgeschichte in wenigen Sätzen karikieren kann, hat mich wirklich fasziniert und zum Lachen gebracht. Vor allem, weil sich der eine oder andere Europäer hier vielleicht ertappt fühlen mag…

Vorderasien und Fernost
Abschnitt Nummer 3 führt uns neben den fernöstlichen Gebieten in Asien auch in das Gastland der Frankfurter Buchmesse im Jahr 2018: Georgien! Welches zugleich auch das Herkunftsland meiner liebsten Erzählung aus Vorderasien und Fernost ist.
Die Geschichte vom Kleinen Wein aus Georgien trifft den Nagel auf den Kopf: Die Georgier lieben ihren Wein eben sosehr wie ihre Kinder. Allerdings ist mir (trotz der Vorschläge im Buch) keine wirklich adäquate Entsprechung im Deutschen eingefallen. In diesem Fall sollte man im täglichen Sprachgebrauch vielleicht einfach auf das georgische Original zurückgreifen.

Ozeanien, Nord- und Südamerika
Die letzte Etappe der Reise führt uns nach Ozeanien und schließlich nach Nord- und Südamerika.
Hier begegnen wir, im Gegensatz zum restlichen Buch, vielen modernen und sogar bekannten Sprichwörtern. Womit wir auch bei meinem Highlight wären:
Der Klassiker „Houston, wir haben ein Problem!“ ist zwar spätestens seit dem Filmstart von „Apollo13“ im Jahr 1995 überall bekannt, dennoch wissen viele Menschen nicht, woher dieser Ausspruch ursprünglich kommt und welche lebensbedrohliche reale Geschichte dahinter steckt.

Kleines Manko: Das Inhaltsverzeichnis empfinde ich persönlich als etwas unübersichtlich und ich hätte mir direkt eine Einteilung in Hauptkapitel (Kontinente) und Unterkapitel (Länder) gewünscht. Eine Art Rückwärtssuche wäre zudem ebenfalls schön. Vor allem, da es sich um ein Buch handelt, dass man nicht nur einmal in die Hand nimmt, sondern bei Bedarf immer mal wieder aus dem Regal fischt. Sei es um zu stöbern oder um ein bestimmtes Sprichwort oder eine Geschichte nachzuschlagen. Und gerade, wenn man zwar das Sprichwort noch im Kopf hat, aber leider nicht mehr das Herkunftsland, wäre eine zusätzliche Nachschlagemöglichkeit nach den einzelnen Sprichwörtern toll!

Alles in allem ist „Da haben wir den Salat!“ ein amüsantes Buch, das sich für Groß und Klein als Repertoire für Gutenachtgeschichten oder eine kurze Schmunzelei zwischendurch eignet.

Deshalb gibt es 4/5 Leseeulen!

Literaturverweis (gebundene Ausgabe):
Essig, Rolf-Bernhard (2018): Da haben wir den Salat! In 80 Sprichwörtern um die Welt. München: Carl Hanser

Buchdaten:
Einband: gebunden
Seitenzahl: 168
Erscheinungsdatum: 23.07.2018
Sprache: Deutsch
Verlag: Carl Hanser
ISBN: 9783446260597

Ich habe dieses Exemplar vom Carl Hanser Verlag als Rezensionsexemplar im Rahmen einer Leserunde erhalten. Vielen Dank dafür! Die Buchdaten sind der Verlagshomepage entnommen.

© geek’s Antiques by Lilli
lilli (at) geeksantiques.de
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